Neurobiologe Dr. Marcus Täuber |
Auch Belohnung ist kontraproduktiv
„Ein gut gemeintes 'streng dich mehr an' ist dabei wenig hilfreich“, weiß der Experte. Weder Druck
und Erpressung (z. B. Hausarrest, Taschengeldkürzung, Computerverbot) noch Belohnung und
Anreize (z. B. Taschengelderhöhung, Geschenke) helfen, das eigentliche Ziel zu erreichen. „Es
gibt kaum einen Bereich, wo Wissenschaft und Wirklichkeit so weit auseinanderklaffen, wie beim
Thema Motivation“, betont Täuber und verweist auf zahlreiche Studien, die belegen, dass
Bestrafung und Belohnung kontraproduktiv sind und unseren inneren Antrieb, etwas leisten und
sich weiterentwickeln zu wollen, gar nachhaltig beschädigen (siehe dazu http://www.harvardbusinessmanager.de/blogs/gehalt-mehr-geld- fuehrt-nicht-zu-mehrmotivationund-zufriedenheit-a-907448.html). Der Mentaltrainer fordert daher: „Weg mit dem emotionalen Rohrstock, aber auch der Karotte vor der Nase.“ Zumal diese Methoden zusätzliche Faktoren sind, die Stress auslösen oder verstärken können. „Motivation kommt von innen heraus, lässt sich aber durch gezielte Mentaltechniken steigern“, betont Täuber.
Lerntypen – ein nicht haltbarer Mythos!
US-Psychologen konnten zeigen, dass gerade das mehrfache Lesen sowie das Hervorheben von
Passagen mittels Textmarker zwar nach wie vor beliebt aber tatsächlich wenig wirksam sind. Der
Tipp aus der Forschung: „Viel effektiver sind etwa aktives Wiedergeben des Lernstoffs (z. B. ich
spiele im Kopf eine Prüfung durch), das Stellen von Warum-Fragen (z. B. wieso hat Kolumbus
Amerika entdeckt) und das gezielte Nachfragen, wie die neuen Lerninhalte zu meinen bestehenden Vorwissen passen bzw. wo ich noch Lücken habe“, zeigt Täuber eine bessere Alternative auf (Dunlosky, J. et al.: „Improving Students' Learning with Effective Learning Techniques: Promising Directions from Cognitive and Educational Psychology“. In: „Psychological Science in the Public Interest 14“, S. 4-58, 2013). „Dabei ist der richtige Methodenmix entscheidend. Denn der Mythos unterschiedlicher Lerntypen hält sich hartnäckig, ist aber wissenschaftlich nicht haltbar“, so der Mentaltrainer weiter.
Optimum liegt zwischen Untertonus und Übertonus
Im Zuge seiner Forschungen hat der IfMES-Leiter entdeckt, „dass wir unsere inneren Ressourcen
am besten nutzen, wenn wir einen nur scheinbaren Widerspruch auflösen – nämlich jenen,
gleichzeitig entspannt und kraftvoll zu sein.“ Täuber nennt das Konzept dahinter die „Neurobiologie des Erfolgs“. „Dazu dürfen wir im Denken, Fühlen und Handeln weder zu wenig engagiert sein (Zustand des 'Untertonus' bzw. der Erschlaffung) noch zu viel „wollen“ (Zustand des 'Übertonus' bzw. der Anspannung). Das Optimum liegt in der Mitte. Meist sind wir zu angespannt, weshalb Akzeptanz und Druck herauszunehmen der erste Schritt ist, um dann mit einer gelassenen Grundhaltung in die Lösung zu gehen“, skizziert Täuber den Weg. „Idealerweise sollte dieses Konzept nicht nur von Schülern, sondern von allen Beteiligten, also auch von Eltern und Lehrern beherzigt und umgesetzt werden.“ Wie das genau funktioniert, zeigt er in seinen Mentaltrainings.
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