Montag, 11. Januar 2016

Das Märchen vom inneren Schweinehund

Mit dem Rauchen aufhören, sich gesünder ernähren, mehr Sport betreiben. Jedes Jahr wieder sind genau diese guten Vorsätze ganz oben auf der Liste von Herrn und Frau Österreicher. Doch oft sind sie bereits wenige Wochen später wieder vergessen und die alten Gewohnheiten werden gelebt wie eh und je. Rund um Sylvester beginnt das Spiel von Neuem. Wie aus einem guten Vorsatz wirklich ein neues Verhalten wird, weiß der Hirnforscher und Mentaltrainer Dr. Marcus Täuber. „Der Weg zum Erfolg führt über das richtige Kopfkino.“

„Die meisten Probleme gehen wir falsch an“, ist Täuber überzeugt. „Wir betrachten schlechte
Gewohnheiten als eine Art Feind, den es mit Willenskraft zu besiegen gilt. Und geben diesem
Feind in uns auch einen tierischen Doppelnamen: den inneren Schweinehund“, meint Täuber. „So
paradox es klingen mag, wenn wir mit zu viel Willenskraft und Druck an die Sache gehen,
sabotieren wir uns. Sportler kennen dieses Phänomen sehr gut. Übermotivierte Athleten
verkrampfen und bringen dann erst recht keine Spitzenleistung.“ Täuber ist überzeugt: Wir wollen
Dinge nicht zu wenig, sondern zu sehr. Und wenn wir versagen, kommen Schuldgefühle auf. Dass
dies der falsche Ansatz ist, beweist zum Beispiel eine Studie zum Thema Diät aus den USA. Darin
zeigen Claire Adams und Mark Leary, dass Schuldgefühle beim Naschen die Wahrscheinlichkeit
von weiteren Rückfällen nur erhöhen.

Gewohnheiten ändern, aber effektiv
„Wenn wir nur mit ausreichend Disziplin und Willensstärke an das Problem herangehen, dann schaffen wir das. Dieser Ansatz ist einfach, logisch und FALSCH“, betont Täuber. Den Schlüssel zum Erfolg sieht er vielmehr darin, „mit weniger Anspannung, aber dem richtigen Maß an Motivation an Dinge heranzugehen“, bringt der Mentalexperte seine „Erfolgsformel“ auf den Punkt. „Unsere Gewohnheiten sitzen ganz tief im Gehirn. In der Region der Basalganglien. Wenn wir aus Gewohnheit handeln, sind wir wie ‚Schlafwandler‘ unterwegs. Wir denken gar nicht mehr großartig darüber nach.“ Das Folgen dieser Gewohnheiten, wird vom Gehirn als Belohnung empfunden. Abweichungen werden dagegen als störend empfunden. „Sie sind wie Umleitungen auf unserem täglichen Weg zur Arbeit: Das irritiert, nervt, ärgert. Nicht umsonst nennen wir unsere Gewohnheiten auch die lieben Gewohnheiten“, so der Hirnforscher. Alte Gewohnheiten zu bekämpfen, heißt also, auf Konfrontation mit dem eigenen Belohnungssystem zu gehen. „Wir setzen uns unter Druck gegen etwas, das uns emotional eigentlich guttut. Das kann gar nicht vernünftig funktionieren“, bringt Täuber das Problem auf den Punkt.

Aus der Trickkiste der Hirnforschung
Was also sollen wir tun, um schlechte Gewohnheiten zu ändern? Wie z. B. mit Sport anfangen,
sich gesünder ernähren oder mit dem Rauchen aufhören?
„Ganz einfach: neue Gewohnheit anlegen und stärken“, betont der Hirnforscher mit einem Lächeln,
wohlweislich, dass dies eben nicht so einfach ist. „Beachten Sie diese drei Punkte, und Sie werden
Vorsätze nachhaltig wahr machen“:

1. Setzen Sie zu der neuen Gewohnheit einen neuen Reiz und halten Sie diese wie ein Ritual konstant. Dazu richten Sie Ihre Sportsachen rechtzeitig her, legen diese immer auf denselben, gut sichtbaren Platz, gehen immer zur selben Zeit sporteln, bringen sich immer in dieselbe Emotion (z.B. durch die immer gleiche Musik), beziehen andere Menschen mit ein (oder gehen idealerweise als Gruppe ins Work-out) usw. Je öfter Sie dies auf die immer selbe Art wiederholen, desto stärker wird eine neue Gewohnheit daraus.

2. Ihr Gehirn braucht eine Belohnung. Da die innere Motivation erst nach 1 bis 2 Wochen kommt, muss diese zunächst von außen erfolgen. Belohnen Sie sich nach dem Sport. Das darf sogar eine Schokolade sein. Denn sobald Ihr Gehirn von selbst Glückshormone produziert, können Sie die Belohnung wieder weglassen.

3. Übertreiben Sie es zu Beginn nicht. Gewöhnen Sie sich langsam und schrittweise an das neue Verhalten. Wenn Sie im Fitnessstudio gleich Vollgas geben, treten rasch Ermüdung und Frustration ein. Sie empfinden es als zu anstrengend und geben wieder auf.

„Mentaltraining kann Sie unterstützen. Alles was Sie sich vorstellen, möchte Ihr Gehirn gerne umsetzen“, erläutert Täuber. „Stellen Sie sich daher vor, wie Sie Sport machen, wie Sie an Fitness zu legen, wie Sie neues Wohlbefinden erlangen. Das beflügelt Ihre Motivation.“

Die Erfolgsformel: Vorstellungskraft wichtiger als Willenskraft
Im Zuge seiner Forschungsarbeit hat Täuber eine Erfolgsformel entwickelt, „in der stets die richtige Mischung aus Entspanntheit und Motivation zur jeweiligen Lösung führt. Dazu dürfen wir im Denken, Fühlen und Handeln weder zu wenig engagiert sein (Zustand des 'Untertonus' bzw. der Energielosigkeit) noch zu viel ‚wollen‘ (Zustand des 'Übertonus' bzw. der Anspannung). Besser als sich mit Willenskraft auf die Lösung zu versteifen, ist es, sich die Lösung vorzustellen", so der Hirnforscher. „Die Formel des Erfolgs ist verblüffend einfach: die Vorstellungskraft ist entscheidend, nicht die Willenskraft.“ In seinen Mentaltrainings zeigt er seinen Klienten, wie das funktioniert.

www.ifmes.at

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